LAT Beziehung

LAT-Beziehung, ein neues Beziehungssystem auch für Familien?

Das gängige Modell von einer Familie, wie wir es in den letzten Jahrzehnten erlebt haben, gilt für viele Menschen nicht mehr. Es zeigen sich immer mehr neue Lebensmodelle und eines davon ist LAT.

Was dies bedeutet und welche Vor- und Nachteile insbesondere eine LAT-Beziehung mit Kind mitbringt, erfahrt ihr im Folgenden.

Was ist eine LAT-Beziehung?

LAT ist die Abkürzung für „living apart together“ und beschreibt ein neues Beziehungsmuster, welches immer mehr Anhänger zu finden scheint.

Hierbei geht es darum, dass Paare zusammen sind und sich auch als Paar definieren, aber dennoch in getrennten Wohnungen leben. Im Grunde also genau das Muster, welches die meisten Beziehungen zu Beginn der Partnerschaft ohnehin leben. Fest zusammen sein und trotzdem nicht wirklich zusammenleben, kann das funktionieren?

Und wie sieht eine LAT-Beziehung mit Kind aus, denn allgemein gilt, dass Kinder eine feste Familienstruktur brauchen, um glücklich aufzuwachsen.

Welche Vorteile hat eine LAT-Beziehung?

Die gemeinsame Zeit wird intensiver genutzt. Es gibt keine Arbeit, die dazwischen funken kann, sondern die Stunden werden zusammen mit den Kindern verbracht.

Auch für Paare kann es interessant sein, denn die Anziehung bleibt durch die immer wieder anstehenden Trennungen größer und länger bestehen.

Es gibt keine Routine, welche Beziehungen so oft kaputtmacht. Jeder zeigt sich während der gemeinsamen Zeit von der besten Seite. Auch für die Kinder gibt es immer wieder neue Highlights zu entdecken, da die Stunden zusammen mit besonderen Aktionen und Familienzeit gefüllt werden.

Alltagsstress findet nicht statt und so gibt es auch keine Streitereien um die Spülmaschine, den Müll oder die offene Zahnpastatube. Dadurch bekommen auch die Kinder ein weitaus harmonischeres Familienleben geboten, als wenn immer wieder gestritten wird.

Beide Partner haben immer wieder die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, wenn das Bedürfnis nach Ruhe und Abstand da ist. So können Probleme zuerst alleine geklärt werden, um sie dann später gemeinsam zu besprechen und die passende Lösung zu finden.

Diskussionen über Haushaltsführung fallen weg, denn jeder hat sein eigenes Reich und kann dort schalten und walten wie er möchte. Dies entlastet auch die Kinder, da kein Streß wegen unnötigen Streitereien aufkommt.

Auch bei der Kindererziehung gibt es weniger Stoff für Streitereien. Da beide Partner nur zeitlich begrenzt beieinander sind, müssen viele Dinge alleine und im Moment entschieden werden. So bekommt der Andere es nicht mit und kann sich auch nicht einmischen oder aufregen, falls er es anders gemacht hätte.

Das gesamte Leben ist insgesamt Selbstbestimmter und es bleibt mehr Zeit für eigenen Interessen und Wünsche. Der Raum sich zu entfalten ist gegeben und so kann sich kein Partner eingeengt oder zurückgesetzt fühlen. Dies führt zu mehr Entspannung bei den Eltern und damit auch zu ausgeglicheneren Kindern.

Die Momente des Alleinseins können genossen werden, denn es ist kein Dauerzustand. Die Familie ist dennoch da und die Möglichkeit sich gemeinsam zu sehen ist jederzeit gegeben. So gibt es einen Familienzusammenhalt und dennoch die Möglichkeit für sich zu sein und Me-time zu genießen.

Welche Nachteile entstehen durch eine LAT-Beziehung?

Es gibt weniger Alltagserlebnisse gemeinsam und so kann es sein, dass ein Elternteil die alltäglichen Erlebnisse erst erfährt, wenn schon etwas Zeit vergangen ist. So wird der Moment des Erlebens nicht mit der kompletten Familie geteilt und die Emotionen sind nicht dieselben wie beim direkten Erleben. Und auch vermeintlich banale Erlebnisse können eine Familie zusammenschweißen und schöne Erinnerungen hervorbringen.

2 Haushalte zu führen, verursacht meist höhere Kosten. Diese müssen dann eventuell bei der Urlaubsplanung und für andere Erlebnisse wieder eingespart werden. Daher sollte auch dieser Aspekt mit in die Überlegungen einbezogen werden.

Die Zweisamkeit wird zeitlich sehr eingeschränkt. Zwar mag der Reiz größer sein, sich nicht immer zusammen als Paar begegnen zu können, doch insbesondere mit Kindern wird es schwierig, die ohnehin knapp bemessene Zeit noch mehr zu kappen, um sich zurückziehen zu können.

Insbesondere Freude und Leid werden vom abwesenden Familienmitglied nicht direkt erlebt. Kommt das Kind freudestrahlend aus der Schule, kann nur ein Erwachsener diese Freude direkt teilen und ebenso trösten, sollte etwas Negatives geschehen sein. So bleibt immer ein gewisser Abstand und dies kann auf Dauer zu einer Art Entfremdung führen.

Auch die Partner selbst laufen Gefahr, sich zu entfremden, denn wenn die alltäglichen Erlebnisse nicht direkt miteinander geteilt werden, bleiben sie oft auf der Strecke und werden gar nicht mitgeteilt. Doch gerade dieser Austausch ist es auch, der eine Familie als solche zusammenhält und es ist ein wichtiger Faktor, der bei solch einem Lebensmodell wegbricht.

Das Umfeld wird sich oft schwer tun, solch ein ungewöhnliches Familienmuster zu verstehen, und so kann es zu immer wiederkehrenden Rechtfertigungen vor Familie und Freunden führen. Dies kann auf Dauer sehr anstrengen und stressig sein und immer wieder zu neuen Unstimmigkeiten führen.

Ein nicht zu unterschätzender Punkt ist, dass ein Elternteil sich den Großteil der Zeit alleine um die Kinder kümmern muss. Je nachdem, ob es sich dabei um Stunden oder Tage handelt, kann dies zu einem Ungleichgewicht in der Beziehung führen und diese auf Dauer belasten.

Fazit

Insgesamt gesehen ist es ein interessantes Lebensmodell, welches durchaus funktionieren kann. Doch sollten beide Partner sich im Klaren sein, was es bedeutet und ob sie wirklich bereit sind, ihr Familienleben in dieser Art und Weise führen zu wollen.